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Der Grad der Bodengesundheit bestimmt die Massnahme

Arianna Bisaz

Gemäss vieler Glücksstudien ist ein wichtiges Zufriedenheitskriterium, die Freiheit zu besitzen, die Dinge selber zu gestalten und zu entscheiden - also seine eigene Chefin oder sein eigener Chef zu sein.


Allerdings ist Entscheidungsfreiheit nur so lange glücksvermehrend, als diese nicht überfordert, so dass die Wahl vor lauter vernünftiger oder wünschenswerter Alternativen zur Qual wird - wer kennt das nicht von der Eistheke mit den 48 Glacesorten...?


Du bist also Leiterin oder Leiter eines landwirtschaftlichen Betriebes und verspürst angesichts der Freiheit, über die zum Zeitpunkt X für Kulturland Y «richtige» Agrarpraxis zu entscheiden, mehr Hadern und Stress als Begeisterung?


Dann ist dieser Blogbeitrag über das Kontext-Modell des französischen Agronomen Olivier Husson wie für dich gemacht.



Kontext in der regenerativen landwirttschaft
Soll ich wirklich neue Wege gehen...? Ja, welche denn...? Es kommt auf den Kontext an.

Oliver Husson? Halb so schlimm, wie die alten Blog-Hasen jetzt wohl denken. Denn diesmal geht es nicht um Redox, sondern um ein strukturiertes Modell, welches landwirtschaftliches Tun so quasi direkt vom gegebenen Kontext ableitet.


Es handelt sich um ein Modell, das die Auswahl an potentiell vernünftigen Optionen, die sich meist auf landwirtschaftlichen Betrieben zeigen, massiv reduziert. Ein Modell also, welche kürzere oder längere Phasen von «trial and error» reduzieren hilft.


 

Husson reduziert Kontext auf Klima und die Bodengesundheit


Unser landwirtschaftliches Handeln findet immer in einem gegebenen Kontext statt und steht in Wechselbeziehung zu diesem. Dieser spezifische Kontext definiert (manchmal mehr, manchmal weniger), ob unser Handeln von Erfolg gekrönt ist oder nicht.


Prinzipien regenerative landwirtschaft
Die kontext- oder standortangepasste Bewirtschaftung ist eines der sechs Prinzipien der regenerativen Landwirtschaft

Husson reduziert den «spezifischen Kontext» spielend einfach auf zwei Parameter: die klimatisch-meteorologischen Begebenheiten und die Bodengesundheit.


Die klimatisch-meteorologischen Verhältnisse in Mitteleuropa sind, so Husson, vorteilhaft-gemässigt. Auch wenn es grosse regionale Unterschiede gibt und sich das Klima mit der globalen Klimaerwärmung stetig verschlechtert: In unseren Breitengraden können wir für die Kontextbestimmung vorderhand auf diesen Parameter verzichten. Böden in Westafrika oder Südostasien, wo Husson viele Jahre geforscht hat und sein Modell auch Gültigkeit hat, sind nun mal anders.



Wie gesund ist dein Boden?


Gehen wir also gleich zum zweiten Parameter über, zur Bodengesundheit.


Hussons Ansatz stellt den Grad der Bodengesundheit anhand von Proxys, d.h. gut korrelierenden Stellvertretern, fest - entweder visuell oder per Messung:


  • Bei der visuellen Evaluation wird die Bodenstruktur mit der internationalen VESS-Spatenprobe-Methode eingestuft - siehe Interpretationsraster unten;

  • Die gemessene Evaluation der Bodenstruktur zeigt das Verhältnis der organischen Substanz zum Ton (in der Folge Corg/Ton). Unter organischer Bodensubstanz ist die Gesamtheit aller kohlenstoffhaltigen Verbindungen biologischen Ursprungs im Boden gemeint. Böden mit einer guten Struktur haben ein höheres Corg/Ton-Verhältnis als Böden mit einer schlechten Struktur – wie wir gleich sehen werden.



vess methode spatenprobe
VESS-Spatenprobemethode: Einstufung der Bodengesundheit einer gestochenen Bodenprobe durch die Vergabe einer Note von SQ1: krümelig bis 5 SQ5: sehr kompakt. VESS steht für visuelle Evaluation der Bodenstruktur (Visual Evaluation of Soil Structure). Eine Verschlechterung der Böden von SQ1 bis SQ3 entspricht vor allem einem Verlust an Makroporosität und organischer Substanz. Von SQ3 bis SQ5 kommt es zu einem Zusammenbruch der Gesamtstruktur mit starker Verdichtung und markanter Verschlechterung der wasserspeichernden Eigenschaften des Bodens (Zur Vergrösserung der Tabelle auf das Bild klicken. Quelle: Agroscope).

 

Die drei Hauptstufen der Bodengesundheit


Husson unterscheidet in seinem Ansatz nun zwischen drei groben Stufen der Bodengesundheit, welche uns Rückschlüsse auf eine passende, kontextualisierte Praxis ermöglichen:


  1. Regenerierter Boden auf der obersten Gesundheitsstufe um VESS SQ1-2 bzw. 24% Corg/Ton weist viel organische Substanz und biologische Aktivität und dadurch eine gute Bodenstruktur auf. Die Schwankungen von Temperatur, Wassergehalt, Redox und pH-Werten in solchen Böden sind gering und die Bedingungen für den landwirtschaftlichen Anbau daher günstig. Eine Vielzahl von Bodenfunktionen und Ökosystemdienstleistungen wie z.B. eine gute Wasserspeicherung oder funktionierende C-, N-, P-Kreisläufe sind gewährleistet und das System selbsterhaltend.


  2. Stark degradierter Boden auf der untersten Gesundheitsstufe um SQ4-5 bzw. 12% Corg/Ton ist aufgrund eines kontinuierlichen Verlustes an organischer Substanz und fehlenden Bodenlebens zusammengesackt und sehr kompakt. Ein degradierter Boden kann seine Funktionen schlecht bis gar nicht erfüllen. Er ist oft schwer wieder in Schwung zu bringen.


  3. Bei Boden in Übergangsphase um SQ3 und 17% Corg/Ton werden die verschiedenen Bodenfunktionen und ökologischen Prozesse je nach Richtung entweder allmählich in Gang gesetzt (Regeneration) oder deaktiviert (Degradation). Je höher man über den Schwellenwert von SQ3 bzw. 17% Corg/Ton Richtung SQ1-2 bzw. 24% Corg/Ton liegt, desto produktiver, nachhaltiger und qualitativ hochwertiger ist das Agrarsystem. Umgekehrt gilt: Je weiter die Böden unterhalb der SQ3 bzw. 17% Corg/Ton-Marke liegen, desto weniger produktiv und labil ist das Agrarsystem. Diese Übergangsphase ist insofern relevant - und kritisch! - dass es sich hier um die steilste Stelle (und Wendepunkt) der Kurve handelt und sich positive oder negative Entwicklungen schneller ereignen können, als weiter oben oder unten auf der Kurve.



sante du sol olivier husson
Schematische Darstellung der Bodengesundheit und kritische Schwellenwerte, in zwei Klimatypen A (Mitteleuropa) und B (z.B. semi-arides Klima). Die horizontale Achse zeigt den zeitlichen Verlauf dar; wobei sich die Bodengesundheit gegen rechts verbessert bzw. links verschlechtert. Die vertikale Achse gibt den Grad an Bodengesundheit gemäss VESS-Test (SQ 1-5) bzw. dem Verhältnis Corg/Ton (12-24%) an. Oberhalb von 17% Corg/Ton nehmen der C-Gehalt sowie die Porosität zu (Regeneration, grünes Dreieck ganz links); unterhalb dieses Wertes nimmt die Bodenstruktur markant ab (Degenerierung; rotes Dreieck ganz links). Gemäss Husson befindet sich die grosse Mehrheit der bewirtschafteten Böden im blau gestrichelten Kreis unter 17%, oft sogar unter 12% Corg/Ton. In Schweizer Studien wurde bestätigt, dass etwa 75% der untersuchten Parzellen auf Waadtländer Ackerböden den Schwellenwert von SQ3 bzw. 17% Corg/Ton nicht erreichten. Im grün gestrichelten Kreis finden sich meist Waldökosysteme und natürliches oder gut bewirtschaftetes Grünland. Generell ist das System im unteren roten Teil der Kurve aufgrund Negativspiralen «blockiert»; in der Transitionsphase rasch(er) veränderbar; und im grünen oberen Bereich dank positiver Rückkoppelungen «stabil» (Quelle: Husson).


Landwirtschaftliche Praxis versus Bodengesundheit


Ab hier wird es so richtig spannend.


Husson stellt den Erfolg von bestimmten Agrarpraktiken auf gesunden und degradierten Boden transparent gegenüber. Knallig-kontrastreicher bezüglich vernünftiger Optionen könnte es kaum werden:


So reagieren Böden auf der untersten Gesundheitsstufe sehr sensibel auf schwankende Umweltbedingungen und sind anfällig für Erosion und Verdichtung, letztere insbesondere auch aufgrund von Maschinenüberfahrten. Diese Maschinenüberfahrten sind jedoch für die Bodenbearbeitung und das Ausbringen von Düngung und Pestiziden notwendig, denn erst durch diese externen Inputs kann ein akzeptables Produktionsniveau aufrechterhalten werden.


Die Böden sind sehr wählerisch-heikel was mögliche Anbaumethoden und geeignete Kulturen anbelangt. Die Instabilität des Agrarsystems in Verbindung mit den Kosten der Betriebsmittel (und ihrer meist geringen Wirksamkeit unter den am stärksten beeinträchtigten Bedingungen) führen dazu, dass diese mit hohen Risiken verbunden, oft nicht rentabel und meist alles andere als nachhaltig sind.


Währenddessen also heruntergewirtschaftete Böden von externen Inputs abhängig sind, funktionieren gesunde Systeme zu grossen Teilen autonom und sind auf Selbsterhaltung ausgerichtet: Sie unterdrücken zahlreiche Schädlinge und Krankheiten, da sie den Pflanzenschutz durch eine hohe Diversität und Vitalität gratis integriert haben (Stichwort suppressive Böden).


Tiefe Bodenbearbeitung und Einträge von aussen sind auf solch lebendigen Agrarböden in der Regel kontraproduktiv. Diverse Anbaumethoden und Kulturen funktionieren gut und eine konstante Bodenbedeckung ist realistisch. Das Risiko eines Misserfolgs ist relativ begrenzt und eine hohe wirtschaftliche Rentabilität möglich.


Zwischen diesen beiden Extremformen befindet sich die grosse Mehrheit der landwirtschaftlich genutzten Böden – allerdings in den meisten Fällen leider näher beim degradierten Boden, wie weiter oben schon festgestellt.

Thema

Degradierter Boden

SQ4-5 bzw. 12% Corg/Ton

Regenerierter Boden

SQ1-2 bzw. 24% Corg/Ton

Produktivität, Nachhaltigkeit, Rentabilität

Gering, da hohe externe Inputs

Hoch, da grosse Produktivität und geringe externe Inputs

Erosion, Verdichtung

Sehr stark

Sehr schwach

Bodenbedeckung

Sehr gering, nicht dauerhaft oder tote Materie

Sehr starke, ständige lebende Pflanzendecke

Fluktuationen des Bodenmilieus (Temp., Wasser, Redox, pH etc.)

Sehr stark

Sehr schwach

Auswahl möglicher Arten/ Systeme

sehr begrenzt, mehrjährige/

dauerhafte Kulturen zu bevorzugen

Sehr breit

Etablierung von Kulturen / Bodenbedeckung

Sehr schwierig

Sehr einfach

Bodenbearbeitung

Notwendig wegen verdichtetem Boden

Unnötig bis schädlich, da Bodenstruktur und Bodenbiologie zerstörend

Mineralischer Dünger

Notwendig um funktionsfähiges System in Gang zu setzen und aufrecht zu erhalten

Unnötig bis schädlich, da Störungen bzw. ineffizientes Funktionieren der Symbiose Pflanze-Mikroorganismen führen

Organischer Dünger, Zufuhr org. Substanz aus externen Quellen

Notwendig, kleinräumig konzentriert anwenden

Tendenziell unnötig

Pflanzenschutz

Notwendig, sehr kostspielig mit grossen Umweltauswirkungen

Unnötig bis sehr schädlich für Mikrobiologie; Eigenschutz der Kulturen zu tiefen Kosten

Risiko generell

Sehr hoch

Begrenzt bis tief

Effizienz der Inputs

Mittel (Boden reagiert nicht) bis sehr hoch (Steigerung Gesundheitsniveau)

Mittel bis tief, da Inputs meist unnötig bis schädlich

Beschreibung der Bedingungen, Möglichkeiten und Einschränkungen von Ansätzen und Agrarpraktiken in Abhängigkeit vom Gesundheitszustand des Bodens. Agrarpraktiken, welche auf der untersten Bodengesundheitsstufe nützlich oder gar notwendig sind, sind meist auf der obersten Gesundheitsstufe überflüssig oder sogar schädlich. Zwischenstufen lassen sich von den beiden Extremen ableiten (Quelle: Gekürzt aus Husson)



Hussons zwei Handlungsanweisungen


"Und jetzt?" möchten wir Husson fragen. Hussons zwei Handlungsanweisungen lauten:


  1. Eruiere, wo du punkto Bodengesundheit stehst, damit du richtig reagierst.


  2. Vergiss nie, dass Regeneration immer gleichbedeutend ist mit Energiezufuhr.


Die in Handlungsanweisung 2 erwähnte Regenerationsenergie stammt übrigens immer aus der Photosynthese: Entweder direkt von Pflanzen, die jetzt auf dem Acker wachsen, oder indirekt von damaligen Pflanzen, die heute als fossile Energie vorliegen.



Gehe die Bodenregenerierung langsam und überlegt an


Je schlechter der Boden (und je schwieriger die klimatisch-meteorologischen Bedingungen), desto mehr Hebel müssen in Bewegung gesetzt und kombiniert werden, um zu positiven Ergebnissen zu kommen.


Bei stark degradierten Böden nie sofort mit Pflügen aufhören (denn noch niemand hat es geschafft, in Beton zu pflanzen), sondern den für die Regeneration benötigten Energieinput durch Photosynthese und Biomasseproduktion nach und nach bereitstellen (siehe Bild unten).


Und zwar durch eine Maximierung der begrünten Fläche, Konstanz in der Bodenbedeckung und einer Erhöhung der Photosyntheseleistung der Pflanzen (Blattspritzungen!).


Dabei ist eine kluge Wahl der Pflanzendecken und Nutzpflanzen, sowie von Fruchtfolgen, Anbausystem etc. hilfreich. Husson empfiehlt auf Mischungen (Biodiversität), mehrjährige Pflanzen und Bäume zu setzen.


gründüngung vielfalt biodiversität
Vielfalt in Gründüngungen und Kulturen und die Integration von mehrjährigen Pflanzen und Strukturen unterstützen die Bodenregenerierung.

So schnell wie möglich, aber so langsam wie nötig


Generell sind die «Genesungsmassnahmen» so schnell wie möglich, aber doch nicht zu schnell zu erfolgen, denn die Wiederbelebung des Bodens mit seinen Prozessen und Funktionen benötigt Zeit.


"Es wird immer wieder Jahre geben, wo du aufgrund von ungünstigen klimatisch-meteorologischen Bedingungen oder Fehlern Rückschritte machst."

Gemäss Oliver Husson dauert es – abhängig von Ausgangsbedingungen und Energieinput - circa 5 Jahre, um den Übergang von einem degradierten zu einem sich regenerierenden System über 17% Corg/Ton bzw. VESS SQ3 zu schaffen – im Ackerbau.


Im kleinräumigen Gemüsebau kann die Schwelle schneller erreicht werden, da die Massnahmen oft auf kleinen Flächen konzentriert erfolgen können.

 

 

Entwickle deine Praktiken laufend weiter


Husson erinnert eindringlich daran, die Anbausysteme und Praktiken parallel zum voranschreitenden Regenerationsprozess weiterzuentwickeln.


War der Bedarf an exogenen Inputs (fossile Energie für Bodenbearbeitung, chemische Inputs, Zufuhr von organischem Material etc.) auf der untersten Bodengesundheitsstufe notwendig und hoch, sinkt dieser durch die sich wiedereinstellende endogene Fruchtbarkeit und der steigenden Biomasseproduktion.


Wenn also ein bis anhin stark degradierter Boden an Energie und Struktur zugelegt hat, besteht die Herausforderung darin, dass du den richtigen (frühesten möglichen) Moment erwischst, wo du die Bodenbearbeitung anpasst und die fossilen Energieeinträge reduzierst oder gleich ganz einstellst:


  • Verzicht auf tiefe bzw. wendende Bodenbearbeitung sobald Kulturen und Deckfrüchte ohne diese Bodenarbeit gut etabliert werden können,

  • Verzicht auf mineralische Düngung sobald Ersatz durch organische Ernährung bzw. Blattdüngungen möglich ist (antioxidative Blattapplikation zur Photosyntheseförderung sowie zur Vermeidung von Mangelerscheinungen, die während der Übergangszeit bei stark schwankenden Bodenbedingungen oft vorkommen, sind sehr wichtig);

  • Verzicht auf chemische Pflanzenschutzmittel, sobald diese durch weniger giftige Produkte bzw. antioxidative Biostimulanzien substituiert werden können (siehe dazu den Blogpost Pflanzengesundheit im Vergleich: Redox bei Komposttee und Fungizid).



sante du sol bodengesundheit olivier husson
Hohe Einträge exogener organischer Substanz und/oder eine hohe Produktion durch lebende Pflanzendecken vor Ort stellen die konsequenteste Vorgehensweise dar, um die Bodengesundheit aufzubauen und ein Agrarsystem zu regenerieren: Auf der untersten Stufe (12% Corg/Ton bzw. VESS SQ4-5) sind moderate aber häufige Einträge von externer Biomasse Mulch) für Bodenaufbau nötig; eine bewährte Methode auf dieser Stufe besteht auch darin, die Biomasse auf einer Fläche, die kleiner ist als die, auf der sie erzeugt wurde, zu konzentrieren und so den Boden von bestimmten Punkten aus «zurück zu erobern» (z.B. Halbmond-Methode).Verbessern sich Bodenzustand und Verdauungskapazität, können die Eintragsmengen erhöht werden. Ab einer Bodengesundheitsstufe von ca. 17% Corg/Ton bzw. VESS SQ3 wachsen die Pflanzen üppiger und dichter und die benötigte frische Biomasse kann vor Ort produziert und dem Boden wieder zugeführt werden. Ab diesem Niveau kann die Technik der Flächenrotte, also der flachen Einarbeitung des an Ort und Stelle gewachsenen grünen Pflanzenmaterials, super und schnelle Ergebnisse punkto Humusbildung liefern. Bei nochmals zunehmender Bodengesundheit Richtung 24%Corg/Ton bzw. VESS SQ1 bietet sich die Direktsaat in die permanente grüne Decke als Technik an (Quelle : Husson).

Es geht um die richtige Tendenz


Verallgemeinerungen von empirischen Beobachtungen oder Studienergebnissen durch Forscher, Berater oder Landwirte selbst, was die zu empfehlende landwirtschaftliche Praxis anbelangt, können kontraproduktiv sein, weil sie aus dem Kontext genommen werden und über ihren eigentlichen Gültigkeitsbereich hinausschiessen können.


Agrarpraktiken sind immer räumlich und zeitlich einzubinden. Diese Einbindung bzw. Kontextualisierung erfordert, dass man als Landwirtin in der Lage ist, den Gesundheitsgrad seiner Böden einzustufen und sein landwirtschaftliches Handeln von diesem Einstufungsresultat ableitet.


Der von Husson erarbeitete Ansatz trägt dazu bei, diese Kontextualisierung besser zu meistern.


Letztendlich ist es der mittelfristige Trend, der anzeigt, ob unser Tun Richtung höhere Bodengesundheit führt. Ein für Landwirte frei verfügbares praktisches Tool aus Frankreich, l’indice de régénération (nur auf Französisch!), kann beim Verfolgen der Tendenzen Richtung Regeneration helfen.


Sicher ist aber: Es wird immer wieder Jahre geben, wo du aufgrund von ungünstigen klimatisch-meteorologischen Bedingungen oder Fehlern Rückschritte machst.


Und diese sind wichtig, damit wir die gelingenden Jahren zu schätzen wissen. Und uns auch in dieser Hinsicht das Glücksgefühl nicht abhanden kommt.

 

 

 

Literatur / Quellen

Haddaway Neal R. et al (2017): How does tillage intensity affect soil organic carbon? A systematic review. Environmental Evidence volume 6, Article number 30

Husson Olivier, Sarthou Jean-Pierre, Duru Michel (2023) : Référentiels et nouveaux indicateurs pour fonder une agriculture régénératrice? Revue AE&S 13-2

Kast Bas (2021): Ich weiss nicht, was ich wollen soll. Warum wir uns so schwer entscheiden können und wo das Glück zu finden ist. Fischer Verlag

VESS Spatenprobe, Agroscope (Version 2020)

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